Schönheit & Vergänglichkeit
29.11.2022 20:00 Uhr
Schönheit & Vergänglichkeit
Schon vor dem Mauerfall porträtiert der gelernte Fotograf Sven Marquardt, heute auch durch sein markantes Aussehen als Türsteher des legendären Technoclub Berghain weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt, die subkulturelle Ost-Berliner Szene in ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Fotografien. Nach 25 Jahren Unterbrechung seines künstlerischen Schaffens erfindet sich Marquardt heute noch einmal neu und erlangt mit seinen Ausstellungen, Publikationen und Auftragsarbeiten Weltruhm. Nacht, Rausch, Exzess und Dunkelheit strahlen seine Werke aus, obwohl sie meist bei Tageslicht entstehen. Die Porträts seiner DJs, Musiker, Türsteherkollegen sind erotisch, lässig, schmutzig und existenziell.
»Es geht um die letzte Erwachsenengeneration der DDR.« In ihrem neuen, wieder sehr persönlichen Film begegnet die Regisseurin Annekatrin Hendel, Sven Marquardt und zwei seiner Weggefährten aus der gemeinsamen Ostberliner Punkzeit: Robert Paris und Dominique „Dome“ Hollenstein. Der Film erzählt von drei Freunden mit einer gemeinsamen Jugend, deren Werdegang geprägt ist von ihrem künstlerischen Blick auf die Welt, von Radikalität und Offenheit. Und von der unbedingten Sehnsucht nach Individualität und Unangepasstheit, Rebellion, dem Älterwerden, von Liebe und Freundschaft in zwei unterschiedlichen deutschen Werte-Systemen. Dabei werden der Vergänglichkeit immer wieder Momente und Bilder vom unbeschwerten Leben im Ostberlin der 80er Jahre entrissen. Robert Paris` Stadtansichten im gotischen schwarz/weiß, das er, wie Sven Marquardt bei seinen Porträts, hervorragend beherrscht, erzählen leidenschaftlich von der besonderen Endzeit-Stimmung in Ostberlin.
»Eine Art filmische Dekonstruktion zur Mainstream- Meinung über die DDR-Bevölkerung.« So zeigt sich in „Schönheit der Vergänglichkeit“ nicht nur die zarte, sensible, künstlerische Seite des Türstehers Sven Marquardt, sondern auch ein subversiver, zugespitzter Individualismus in einer Kultur, die heute pauschalisierend als „uniform“ bezeichnet wird. Und wir erfahren, wie unterschiedlich die „schrägen Vögel“ der letzten Erwachsenen-Generation der DDR auf ihr Leben schauen und wie selbstbestimmt sie heute leben.
[Text: realfictionfilme.de]
Einlass 20:00 Uhr
Beginn 20:30 Uhr